Insbesondere das Leben der hochaltrigen Menschen ist meist durch stetig abnehmende
soziale Kontakte und gesellschaftliche Teilhabe geprägt. Die Ursachen hierfür sind vielseitig.
Zum einen erschweren zunehmende (Mobilitäts-)Einschränkungen den Bewegungsfreiraum
und die Selbstständigkeit, zum anderen schwindet ihr natürliches Unterstützungsnetzwerk,
da Partner, Freunde und Bekannte versterben. Und besonders in ländlicheren Gegenden
ziehen die Kinder oft weiter weg. Hinzu kommen gesellschaftliche Veränderungen, wie der
Trend zur Individualisierung und der Rückzug aus sozialen Gruppen in die eigenen vier
Wände.
Die Ergebnisse des Deutschen Alterssurveys 2017 (DEAS) bestätigen und ergänzen die
beschriebenen Entwicklungen. Das Risiko im (hohen) Alter zu vereinsamen steigt, vor allem
bei Frauen. Die Gründe hierfür liegen sowohl in der Zunahme von (Alters-) Erkrankungen,
abnehmender körperlicher Mobilität und mangelnder Mobilitätsangebote als auch in
zunehmender Altersarmut, Migrationshintergründen und altersbedingten Verlusten vom
(Lebens-)Partner, Verwandten und Freunden sowie die geänderten Familienstrukturen.
Die Gesellschaft zieht sich zunehmend ins Private zurück, sodass auch in dörflichen
Strukturen längst nicht mehr „jeder jeden kennt“ und Nachbarschaftshilfe an
Selbstverständlichkeit verliert. Dieser Trend wird zusätzlich durch das Wegfallen kirchlicher
Strukturen unterstützt, die lange Zeit noch eine allgemeine Anlaufstelle für viele ältere
Menschen darstellten und häufig Ausgangspunkt für Vereinsaktivitäten waren.
Abnehmende pastorale Besetzungen, wodurch viele Pfarrgemeinden in größere
Pfarrgemeinschaften zusammengelegt werden, vergrößern die Gefahr der Vereinsamung.
Langjährige Besuchsdienste, die alle Neubürger willkommen hießen und regelmäßig ältere
Menschen aufsuchten, existieren nur noch in einzelnen Gemeinden.
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, sucht das Projekt Geilenkirchener
Bankgespräche nach unterschiedlichen Wegen soziale Teilhabe zu stärken. Eine Variante
sind die im Titel genannten Bankgespräche. Sie sind eine Einladung zu Gesprächsangeboten
an unterschiedlichen Orten, wie einem Marktplatz, dem Friedhof, in städtischen
Grünanlagen und überall, wo Bänke stehen.
Zusätzlich werden aber auch Hausbesuche angeboten, um auch Menschen mit
eingeschränkter Mobilität zu erreichen. Hierzu braucht es wohnortnahe Angebote.
Ausgangs-
situation
Mit dem Ziel sozialer Isolation vorzubeugen und soziale Teilhabe zu fördern, werden im
Rahmen des Projektes unterschiedliche Angebote hierzu gemacht. Grob teilen sich die
Angebote in zwei Kategorien auf, Komm- und Geh-Angebote. Oder in anderen Worten,
Angebote, die man selbst aufsucht und solche, die einen in der eigenen Wohnung
besuchen.
Damit die Angebote zum einen an den Wünschen und Bedarfen der Zielgruppe anschließen
und zum anderen Dopplungen mit bestehenden Angeboten vermieden werden, beginnt das
Projekt mit einer Analyse der Ausgangssituation. Hierfür werden einerseits ältere Personen
befragt, welche Angebote Sie bisher nutzen und welche Ihnen noch fehlen. Andererseits
wird erfragt, warum manche Angebote bisher nicht genutzt werden.
Ergänzend wurde analysiert und evaluiert, welche Angebote bereits bestehen und wie die
Auslastung durch unterschiedliche Zielgruppen ist.
Um möglichst viele Menschen zu erreichen, benötigt das Projekt neben dem Projektteam
ehrenamtliche Unterstützer – passend zum Projekttitel „Bankgefährten“ genannt. Um ein
ehrenamtliches Engagement einerseits attraktiv zu gestalten und andererseits bestehende
Bedarfe von Personen zu decken, ist die Idee den Bankgefährten eine Qualifizierung
anzubieten, die Wissen vermittelt, das auch im privaten Bereich hilfreich sein kann,
beispielsweise im Umgang mit an Demenz erkrankten Angehörigen.
Viele Personen zwischen Ende 30 und Mitte 50 haben bereits private Erfahrungen und/oder
Berührungspunkte mit Unterstützungs- und Pflegebedarfen von Angehörigen oder
Verwandten. Allerdings geht dies häufig mit Unsicherheiten oder auch Gefühlen der
Überforderung einher. Eine Qualifizierung, die entsprechendes Wissen vermittelt und
passende Verhaltensweisen und Kompetenzen einübt, kann dem entgegengewirken.
Darüber hinaus wird mit bestehenden relevanten Netzwerken kooperiert. Auch diese
werden zu Beginn des Projektes im Hinblick auf Zugangswege, Kompetenzen und
Möglichkeiten der einzelnen Akteure analysiert, um die Aktivitäten im zweiten Schritt zu
bündeln und gemeinsam auszurichten.
Das letzte wenn auch nicht weniger wichtige, Arbeitspaket des Projektes bildet die
Öffentlichkeitsarbeit. Denn Bekanntheit ist neben der Zugänglichkeit eines Angebotes
ausschlaggebend dafür, dass es auch genutzt wird. Neben „klassischer“ Öffentlichkeitsarbeit
wird ein besonderer Schwerpunkt auf Erfahrungsberichte der Älteren und „Mund zu Mund
Propaganda“ gelegt.
Das Projekt
Die konkreten Angebote für Seniorinnen und Senioren bilden den Schwerpunkt des
Projektes, da Einsamkeit und potenzieller Isolation am besten durch Kontakt
entgegengewirkt werden kann.
Aufgrund der Kontakteinschränkungen und Verbote konnten die geplanten Aktivitäten
leider nur eingeschränkt und aktuell auch gar nicht durchgeführt werden. Von Juli bis
September wurden regelmäßig Bankgespräche angeboten, wenn auch auf Abstand und
lediglich in kleineren Gruppen. An den 9 Terminen nahmen insgesamt 102 Personen teil (da
die meisten Personen an zwei Bankgesprächen teilnahmen, beträgt die Anzahl erreichter
Personen 60). Im Oktober und November wurden kürzere, aber individuelle „Türgespräche“
geführt, um in Kontakt zu bleiben und insbesondere in diesen einsameren Zeiten zu zeigen,
dass man nicht vergessen wurde. Hierbei wurden an den fünf Terminen 122 Personen
erreicht.
Für Dezember bzw. für die Adventszeit wurde ein alternativer Weg gewählt, um Nähe zu
geben ohne Kontaktverbote zu verletzen. Es wurde ein persönlicher Adventskalender
entworfen. Wenn Sie jetzt neugierig sind, Sie finden ihn digitaler Variante im
Downloadbereich sowie unter Aktuelles.
Dieser Adventskalender beinhaltet keine Schokolade, sondern ist eine Art täglicher Brief mit
Gedichten, Geschichten, Rätseln und ähnlichem, der gedruckt beim Leser zu Hause hängt
und sie oder ihn 28 Tage lang jeden Morgen begrüßt.
Nachdem der Kalender auf große Resonanz gestoßen ist, wird dieser Weg nun monatlich in
Form eines Rundbriefes „Ihr persönliches Bankgespräch“ fortgeführt, um die Zeit bis
tatsächliche Bankgespräche wieder möglich sind zu überbrücken und in Kontakt zu bleiben.
Sowohl im Adventskalender als auch im Rundbrief werden regelmäßig Fragen an den Leser
gestellt, worauf gerne geantwortet werden kann und soll, sodass Interaktion zumindest
über den Postweg erfolgt. Des Weiteren können sich die Leser sowie ehrenamtliche
Bankgefährten in den Rundbrief einbringen.
Ergänzend werden dienstags telefonische Bankgespräche angeboten.
Aktuelle
Aktivitäten